Labmagengeschwüre bei Kühen
 
Autoren: A. Lorch, G. Rademacher
 
 
Das Wichtigste in Kürze

Entstehung von Geschwüren wahrscheinlich durch Zusammenwirken verschiedener Stressoren. Perforierende Geschwüre treten bei Kühen vor allem in den ersten zwei Monaten post partum auf. Im Unterschied zum Kalb (s. dort)  liegt die Perforationsstelle bei Kühen meist im Bereich der parietalen Seite des Korpus des Labmagens. Die Perforation erfolgt somit in die freie Bauchhöhle, wodurch sich der akutere Verlauf erklären lässt. Es entsteht eine generalisierte fibrinöse Peritonitis.


 

Prüfungsstoff
 

Ätiologie
Epidemiologie
Klassifikation,
Klinik, Prognose, Therapie
Differenzialdiagnose

 

Ätiologie:
Nicht völlig geklärt. Bei Kühen spielt wahrscheinlich Stress im Zusammenhang mit der Kalbung und assoziierten Krankheiten (Nachgeburtsverhalten, Metritis, Mastitis, Labmagenverlagerung, ...) eine bedeutende Rolle. Als weitere Faktoren werden Hochlaktation, inadäquate Zusammensetzung des Futters (zu hoher Kraftfutteranteil, zu viel Silage, Grasfütterung), Pansenazidose, verringerte Durchblutung der Labmagenschleimhaut bedingt durch eine Innervationsstörung der Gefäße oder durch Überdehnung der Labmagenwand diskutiert.

Epidemiologie:
Oberflächliche Labmagenläsionen verlaufen überwiegend klinisch inapparent.
Ein gehäuftes Auftreten von blutenden Labmagengeschwüren  während der Weideperiode (Mai – Oktober) wird beschrieben.
Perforierende Labmagengeschwüre treten hauptsächlich in einem Zeitraum bis zu zwei Monate nach der Kalbung auf (Stress im Zusammenhang mit der Kalbung und gehäuftes Auftreten von Begleiterkrankungen).

Klassifikation:

Nicht blutende
und blutende Ulzera siehe Kalb.

Perforierende Geschwüre: Im Gegensatz zu den Verhältnissen beim Kalb liegt die Perforationsstelle bei Kühen meist im Bereich der parietalen Seite der Korpusregion des Labmagens. Der Durchbruch erfolgt somit in die freie Bauchhöhle mit der Folge einer generalisierten fibrinösen Peritonitis.
Seltener brechen Geschwüre bei linksseitig verlagertem Labmagen zur linken Bauchwand hin durch, wobei eine lokale fibrinöse Peritonitis entsteht und der Labmagen in der verlagerten Position verklebt und verwächst.

Klinik, Therapie und Prognose:

Tiefreichende
und blutende Geschwüre siehe Kalb.

Perforierende Labmagengeschwüre:

In die freie Bauchhöhle perforierende Labmagengeschwüre: Betroffene Kühe befinden sich meist in einem Zeitraum bis zu zwei Monate post partum. Es tritt eine akute Verschlechterung des Allgemeinbefindens auf (häufig auch im Verlauf einer anderen Erkrankung). Die Tiere sind vorwiegend matt und zeigen keine nennenswerten Koliksymptome. Wesentliche Befunde können bei der Untersuchung des Abdomens erhoben werden: beidseits vermehrt gefülltes Abdomen mit verstrichenen oder vorgewölbten Hungergruben (beidseits!); palpierbare „Doppelwandigkeit“ in der linken Hungergrube (freies Gas in Bauchhöhle zwischen Pansenserosa und Bauchfell); v.a. rechts hohle Klänge u./o. dumpfe Glucker- oder Plätschergeräusche bei der Schwing- und Perkussionsauskultation (Gas und Flüssigkeit strömt aus perforiertem Labmagen in die Bauchhöhle ausà keine gespannte resonanzgebende Hohlorganwand mehr vorhanden, siehe Labmagenverlagerung); deutlich erhöhte Bauchdeckenspannung; positive Schmerzperkussion über der ventralen Hälfte des Abdomens (vor allem rechts über der Labmagenregion); Schachtelton (auffallend hohler Klang, wie er über Fibrin vorkommt) bei der Schallperkussion über der Labmagenregion; Leberfeld perkutorisch nicht darstellbar (Gas in der Bauchhöhle!); Fehlen des Unterdrucks bei der rektalen Untersuchung.

Nach erfolgter Perforation ist die Prognose infaust.

Weiterführende Diagnostik:

Bei „gedeckter“ Perforation des Labmagengeschwüres zur linken Bauchwand hin stehen die Symptome der Labmagenverlagerung nach links im Vordergrund (keine generalisierte Peritonitis).

Differenzialdiagnose:

Zu blutenden Labmagengeschwüren:

Zu perforierenden Labmagengeschwüren:

 

PubMed
 
  



Letzte Änderung: 11.05.2005


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