Differentialdiagnostische Listen, Leitsymptom

Proteinurie

Definition:
Vermehrte Eiweißausscheidung mit dem Urin.

Pathophysiologische Zusammenhänge:
Die Basalmembran der Glomeruli ist nur für kleine Proteinmoleküle durchlässig (Mensch: 70.000 Dalton). Albumin und kleinere Proteine werden größtenteils tubulär resorbiert. Beim gesunden Rind sind im Mittel 0,13 g/l nachweisbar.
Eine vermehrte Eiweißausscheidung mit dem Harn kann beruhen auf:
1. vermehrte Filtration infolge vermehrter Permeabilität der Basalmembran
2. gestörte tubuläre Rückresorption

Achtung! Die Ergebnisse von Teststreifen sind nur unter folgenden Bedingungen aussagekräftig:
1. der Harn ist sicher nicht verunreinigt (z.B. durch Brunstsekret, Genitalkatarrh, Präputialverunreinigungen).  Bei Verdacht auf Verunreinigung bei weiblichen Tieren: Katheterharnprobe gewinnen, bei männlichen Tieren ist dies nicht möglich.
2. der zu untersuchende Harn ist sauer (alkalischer Harn kann zu falsch positiven Ergebnissen führen, ggf. mit ein paar Tropfen Essigsäure Harn ansäuern).
Zur Absicherung kann eine quantitative Bestimmung mittels nasschemischer Methoden im Labor durchgeführt werden.


Klinisches Bild:
Sehr variabel, in Abhängigkeit von der Ursache.

Entscheidungsweg zur Ursachenfindung:

Dauer der Proteinurie?
vorübergehend / intermittierend
nach Transport (< 1 g/l)
       -> Belastungsproteinurie
fieberhafte Allgemeinerkrankung (< 1 g/l)
      -> symptomatische Proteinurie
männliches Tier, Harn getrübt, mit Erythrozyten
      -> V. a. Urolithiasis
anhaltend
Leukozyten- / Erythrozytengehalt im Harn?
nicht vermehrt
Harnfarbe?
rot, Nieren nicht vergrößert
Rothera-Test (s. Glossar)?
Filtrat ist entfärbt
      -> Hämoglobinurie (s. Harnverfärbungen)
Filtrat nicht entfärbt
      -> Myoglobinurie (s. Harnverfärbungen)

normal, eventuell getrübt
Zelltypen?
Die Zellzusammensetzung kann nur in frisch gewonnenem Harn bestimmt werden, da die Zellen schnell degenerieren.
Nierenepithelien, Harnzylinder
      -> nichteitrige Nierenentzündung
kein auffälliger Zellbefund,
    Nieren vergrößert, Hypalbuminämie, Durchfall
    Ödembildung, Spez. Gewicht des Harns < 1.020
       -> Amyloidnephrose
vermehrt
Zellzusammensetzung im Harn?
Die Zelldifferenzierung kann nur in frisch gewonnenem Harn bestimmt werden, da die Zellen schnell degenerieren.
nur Erythrozyten
erhöhte Blutungsneigung in anderen Organsystemen
      -> hämorrhagische Diathese
vorberichtlich Sulfonamidabusus
      -> Sulfonamidintoxikation
vorberichtlich Adlerfarnaufnahme
      -> Adlerfarnvergiftung
auch Leukozyten (Pyurie)
Verlauf / pyämischer Primärherd?
ACHTUNG! Die nachfolgende Unterscheidung gibt lediglich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit an, die Übergänge im klinischen Bild sind fließend.
chronisch, kein Primärherd erkennbar
Fieber?
schubweise Fieber, eventuell Koliken,
    eventuell Nieren u. / o. Harnleiter vergrößert;
    C. renale im Harn
      -> Pyelonephritis
selten Fieber, häufiger schmerzhafter
    Harnabsatz, eher ältere Tiere betroffen
      -> Harnblasenentzündung
selten Fieber, häufiger schmerzhafter
    Harnabsatz, eher jüngere Tiere betroffen,
    auffälliger Echographiebefund an Blase /
    Urachus
      -> Urachitis / Harnblasenabszess
akut, hochfieberhaft, Harnsediment: auch vermehrt
    Nierenepithelien u. Keimzahlen > 100.000 / ml,
    Nieren vergrößert, pyämischer Primärherd
       -> metastatisch - eitrige Nierenentzündung


 

Letzte Änderung: 22.01.2006          Autor: M.Metzner


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