Erkrankungen der Leber
 
W. Klee  
 

Prüfungsstoff
 

Zur Diagnostik bei Verdacht auf Vorliegen einer Lebererkrankung:

Angesichts der Vielzahl von Krankheitsprozessen, in welche die Leber primär oder sekundär einbezogen sein kann, erhebt sich die Frage, welche davon unterschieden werden sollen (weil unterschiedliche Interventionen indiziert sind) und können (weil Sensitivität und Spezifität der verfügbaren diagnostischen Verfahren ausreichend sind).
Am häufigsten dürfte die Leber sekundär beteiligt sein, was bei laktierenden Kühen im Fall von Erkrankungen, welche die Futteraufnahme beeinträchtigen, fast regelmäßig in mehr oder weniger ausgeprägter Weise der Fall ist. Diagnostiziert wird dieser oft als "Leberbeteiligung" oder "Leberschaden" bezeichnete Zustand meist anhand einer Erhöhung der Bilirubin-Konzentration oder der Aktivität von "Leberenzymen" im Serum oder Plasma.
Wie bei anderen Organen muss jedoch zwischen Störungen der Zellintegrität (mit der Folge des vorübergehenden Austritts von Zellinhaltsstoffen, z.B. Enzymen) und Störungen der Funktion unterschieden werden.
 

Allgemeine Symptomatik bei Erkrankungen der Leber:
Fressunlust, Verstopfung, intermittierender Durchfall
Aufgekrümmung des Rückens, Bewegungsunlust, Perkussionsempfindlichkeit (Schmerz durch Kapseldehnung oder -läsion)
Vergrößerung des Perkussionsfeldes (Leberschwellung)
Photosensibilität
Ikterus mit oder ohne Kotentfärbung
Blutgerinnungsstörungen
Verhaltensänderungen, Koma
 

Diagnostische Möglichkeiten: Klinisch-chemische Befunde
Hinweise auf Störungen der Zellintegrität
· Vorübergehender Anstieg von Enzymaktivitäten im Plasma

Leberfunktionsproben (siehe auch Laborskript):

Hinweise auf Störungen der Syntheseleistung
· Glucose
· Albumin
· Prothrombin (und andere proteinartige Gerinnungsfaktoren)
· Gallensäuren

Hinweise auf Störungen der Ausscheidung
· Gallensäuren
· Gallenpigmente (Anstieg im Plasma, Abfall im Kot)
· photodynamische Stoffe (z.B. Phylloerythrin => Photosensibilisierung)
· exogen zugeführte Farbstoffe (z.B. BSP)

Hinweise auf Störungen der Entgiftung
· Ammoniak (Anstieg => „Hepatoencephalopathie“)
 

Folgende Erkrankungen der Leber sind von einiger klinischer Bedeutung:
Fasziolose (akut, chronisch)
Fettleber (s. Hyperlipomobilisationssyndrom)
Leberkoma
Leberabszess (mit der seltenen Komplikation der Vena-cava-Thrombose)
 

Schlussfolgerung
Aufgrund der tatsache, dass die Symptomatik oft wenig ausgeprägt und unspezifisch ist, sowie der Schwierigkeit, Goldstandards für die einzelnen wichtigeren Lebererkrankungen zu definieren, ist es (noch?) nicht möglich, einen klar gegliederten diagnostischen Entscheidungsbaum für diesen Bereich zu erstellen. Diagnostische Empfindlichkeit und Spezifität der eingesetzten Untersuchungsverfahren hängen stark von den Rahmenbedingungen ab. Die unbefriedigende Situation auf der diagnostischen Seite erfährt durch den Mangel an überzeugend wirksamen therapeutischen Interventionen eine "passende" Ergänzung.
 
 


 


Letzte Änderung: 08.12.2016


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