Winterdysenterie
 
W. Klee  
 
 

Das Wichtigste in Kürze

Verursacht durch das Bovine Coronavirus. Erkrankung bevorzugt der jüngeren erwachsenen Rinder. Inkubationszeit 3-7 Tage, danach kurze Fieberphase, Anorexie, Apathie, Augen- und Nasenausfluss, Husten. Fäzes dunkelgrün bis schwärzlich, zum Teil mit massiver Blutbeimengung. Durchfall meist bis maximal eine Woche lang. Leistungsrückgang. Diagnose klinisch, epidemiologisch sowie über Ausschluss der Differentialdiagnosen. Meist spontane Heilung. Letalität bis 10 %.


 

Prüfungsstoff
 
 
Erreger Diagnose
Epidemiologie Differentialdiagnosen
Klinische Erscheinungen Therapie
Prophylaxe

 

Erreger:
Bovines Coronavirus (BCoV). BCoV enthält vier größere Strukturproteine, wovon das Hämagglutinin Glykoprotein E3 für die Induktion schützender Antikörper anscheinend besondere Bedeutung hat.

Epidemiologie:
Nach Temperatur- und Luftdruckstürzen und vor allem bei Verfütterung von minderwertigem (verschimmeltem) Futter kann die Krankheit explosionsartig auftreten und innerhalb von einer oder zwei Wochen bis zu 100 % der jüngeren erwachsenen Rinder (im Alter von zwei bis drei Jahren) eines Bestandes erfassen. Von manchen Autoren wird vermutet, dass vor allem solche Rinder und Jungkühe erkranken, die als Kälber keine BCoV-Infektion durchgemacht haben. Ähnlich wäre die Beobachtung zu erklären, dass die Krankheit in manchen Betrieben in Intervallen von drei Jahren auftritt.
Die Letalität übersteigt 10 % gewöhnlich nicht.
Nach Berichten von amerikanischen Praktikern kann der Erreger durch Fahrzeuge (z. B. Milchtankwagen) von einem Betrieb zum anderen verschleppt werden.
BCoV kann auch respiratorische Infektionen bei Tieren verursachen, welche schon IgA Koproantikörper haben.
 

Klinische Erscheinungen:
Nach einer Inkubationszeit von drei bis sieben Tagen kommt es zunächst zu einer kurzen Phase mit Fieber (39.5 - 40.5°C), Anorexie, Apathie, Augen- und Nasenausfluss sowie Husten. Die Fäzes werden als dunkelgrün bis schwärzlich beschrieben, wobei in 5 bis 10 % der Fälle Beimengungen von Blut oder Blutkoagula erkennbar sein sollen. Nach (unkontrollierten) Berichten aus der Praxis können die Blutbeimengungen aber auch so massiv sein, dass Stallwände wie rot angestrichen aussehen. Bei dem betroffenen Einzeltier hält der Durchfall unter Umständen nur wenige Stunden an, selten jedoch über eine Woche. Die Milchproduktion ist eine bis zwei Wochen lang um 25 bis 95 % (durchschnittlich um 50 %) reduziert, erreicht aber nicht bei allen betroffenen Kühen die erwartete Laktationsleistung. .
 

Diagnose:
BCoV kann aus Kot und Nasensekret nachgewiesen werden. Ohne solchen Nachweis ist anhand der klinischen und epidemiologischen Charakteristika sowie durch Ausschluss der differentialdiagnostisch zu berücksichtigenden Krankheiten ein hinreichender Verdacht möglich.
 

Differentialdiagnosen:
BVD, Salmonellose, Kokzidiose, PGE, Fasziolose, Vergiftungen.
 

Therapie:
In den meisten Fällen erfolgt spontane Heilung. In schweren Fällen sind Flüssigkeits- und Blutersatz indiziert.
 

Prophylaxe:
Keine spezifische Prophylaxe bekannt. Die Entwicklung einer Vakzine erscheint möglich (s. Literatur), ist aber angesichts der geringen Inzidenz in D nicht wirtschaftlich sinnvoll. Allgemeine Hygiene.
 

PubMed
 
 
 



Letzte Änderung: 08.10.2016

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