Lumpy skin disease (LSD) (Dermatitis nodularis)

 
W. Klee  
 
 

Das Wichtigste in Kürze

Infektion mit Lumpy skin disease Virus, einem Capripoxvirus. Früher nur in Afrika verbreitet, hat aber nun Europa erreicht.
Klinik: Fieber, Speicheln, Inappetenz, Abgeschlagenheit, Hautknoten am ganzen Körper. Keine Therapie. Impfung ist möglich, kommt nur in dauerhaft befallenen Ländern in Frage. Anzeigepflicht!

 

 
 

Ätiologie Diagnostik
Epidemiologie Therapie
Pathogenese Prophylaxe
Klinische Erscheinungen  


 

Ätiologie:
Die Gattung (Genus) Capripoxvirus aus der Familie Poxviridae umfasst die drei eng verwandten Spezies Goat pox virus (GPV), Sheep pox virus (SPV) und Lumpy skin disease Virus (LSDV). Die meisten Stämme von GPV und SPV sind wirtsspezifisch, aber einige sind virulent in beiden Wirtsspezies. Zwischen beiden Virusspezies kann es zu Rekombinationen kommen, woraus Zwischenformen mit Unterschieden in der Virulenz entstehen können. LSDV umfasst nur einen Serotyp und scheint für kleine Wiederkäuern nicht pathogen zu sein. Umgekehrt sind GPV und SPV anscheinend für Rinder apathogen, da Schaf- und Ziegenpocken schon lange auch über weite Teile Asiens verbreitet waren, LSD aber lange Zeit auf den Süden Afrikas beschränkt war.

Epidemiologie:
LSD hat sich vom Süden Afrikas über den Nordosten in den Nahen Osten und die Türkei bis nach Europa (2015 in Griechenland, Bulgarien, Russland) verbreitet. Mit weiterem Vordringen muss gerechnet werden.
Empfänglich für LSDV sind Rassen von Bos taurus und Bos indicus (Zeburinder) sowie Wasserbüffel (Bubalus bubalis). Antikörper wurden in verschiedenen Wildwiederkäuern in Afrika und Saudi-Arabien festgestellt.
Die Ansteckung erfolgt über Arthropodenvektoren (in Culicoides punctatus wurde LSDV nachgewiesen) oder oral über die Aufnahme von infektiösem Speichel über Futter oder Wasser.
Die Morbidität wird mit fünf bis 45 % angegeben (wobei laktierende Kühe am empfänglichsten sein sollen, Kälber unter 6 Monate am wenigsten), die Letalität mit bis zu 20 %. Virus kann bis 35 Tage post infectionem isoliert werden, am längsten aus Sperma. Vertikale Übertragung ist möglich. Die Angaben darüber, ob es ein Trägerstadium gibt, sind widersprüchlich.

Pathogenese:
Die Inkubationszeit nach natürlicher Infektion ist nicht genau bekannt. Nach experimenteller Infektion beträgt sie vier bis 20 Tage, je nach Bezug zu den Erscheinungen. Haftet die Infektion, kommt es zu Virämie, die eine bis zwei Wochen anhält.

Klinische Erscheinungen:

Die Symptome haben ein weites Spektrum an Schweregraden. Fieber (bis über 41 ° C), Inappetenz, Nasenausfluss, Speicheln, starker Rückgang der Milchleistung.
Über den ganzen Körper verteilt entwickeln sich druckempfindliche Knoten mit einem Durchmesser von zwei bis fünf cm, aus denen einige Tage Serum austreten kann, und die nekrotisch werden können. An Schleimhäuten treten ulzerierende Knötchen auf. Alle oberflächlichen Lymphnoten sind vergrößert.
Trächtige Rinder können abortieren, Bullen können vorübergehend oder dauerhaft unfruchtbar werden.
Überlebende Rinder können lange Zeit oder dauerhaft dahinsiechen.
Blut: Nach initialer Leukopenie folgt Leukozytose. Außerdem wird über Anämie und Thrombozytopenie berichtet.

Diagnostik:
In ausgeprägten Fällen klinisch hinreichend sicher. Elektronenmikroskopisch, ELISA, PCR. Der Virusnachweis aus Blut gelingt nur initial, vor der Bildung neutralisierender AK, später vor allem aus Knotenmaterial. Mit manchen Testverfahren können Feldvirus und Vakzinevirus unterschieden werden.

Differentialdiagnosen:
Bovine Herpesmammillitis (BoHV2), Stomatitis papulosa, Pseudokuhpocken, Kuhpocken, Dermatophilose, Besnoitiose, Photosensibilitätsreaktion

Therapie:
Keine ätiologische Therapie möglich.  

Prophylaxe
In bisher freien Ländern kommt nur möglichst umgehende Keulung befallener Bestände in Frage, wobei die sachgerechte Entsorgung der Kadaver und nachfolgende Desinfektion der Stallungen wichtig sind. Es gibt attenuierte Lebendvakzinen, die zu mehrere Jahre anhaltender Immunität führen sollen, jedoch ist in der EU (bisher) keine zugelassen. Die Wirksamkeit mancher Vakzinen wird aber unterschiedlich bewertet, und von Impferkrankungen, die der natürlichen Infektion sehr ähnlich verliefen, wird berichtet.

§:
LSD ist anzeigepflichtig
http://www.oie.int/fileadmin/Home/eng/Animal_Health_in_the_World/docs/pdf/Disease_cards/LUMPY_SKIN_DISEASE_FINAL.pdf  

 

PubMed



Letzte Änderung: 16.10.2016



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