Hyänenkrankheit
 
W. Klee  
 
 
Das Wichtigste in Kürze

Folge einer Vitamin A-Überdosierung in den ersten Lebenstagen oder -wochen. Am wachsenden Knochen kommt es zu einem vorzeitigen Schluss der Epiphysenfugen. Die einzelnen Knochen können in unterschiedlicher Weise betroffen sein, Femur und Tibia meist am stärksten. Klinisch werden die Jungtiere ab einem Alter von 3-4 Monaten auffällig: ihre Nachhand bleibt im Wachstum zurück. Es resultiert eine abfallende Rückenlinie. Keine Therapie möglich.


 


 
Ätiologie Diagnostik
Epidemiologie Therapie
Pathogenese Prophylaxe
Klinische Erscheinungen

Ätiologie:
Überdosierung von Vitamin A in den ersten Lebenstagen oder -wochen. Die Zufuhr von Vitamin A in Dosierungen von 1 - 2 Mio. I. E. bei neugeborenen Kälbern wurde früher zur Stärkung der Infektionsabwehr empfohlen. In manchen Fällen scheint die Überdosierung in den beiden ersten Lebenstagen ausgereicht zu haben.
Ob es sich bei allen in der Literatur beschriebenen Fällen um eine ätiologisch einheitliche Entität handelt, ist nicht sicher. Vitamin D verstärkt möglicherweise Effekt von Vitamin A.
 

Epidemiologie:
Mitte der 70er Jahre erstmals in Frankreich bei schwarzbunten Jungrindern, danach in vielen anderen Ländern und bei Rindern verschiedener Rassen beschrieben. Fast stets handelte es sich um "Ausbrüche", bei denen im Verlauf von 1 - 2 Jahren bis zur Hälfte der heranwachsenden Jungrinder betroffen waren. Dieser merkwürdige Umstand lenkte den Verdacht zunächst (auch) in Richtung Infektionskrankheit.
Seit 1992 sind uns keine Ausbrüche mehr gemeldet worden.

Vereinzelt sind auch analoge Erkrankungen bei Kindern beschrieben.
 

Pathogenese:
Vitamin A führt bei Überdosierung am wachsenden Knochen zu einem vorzeitigen Epiphysenfugenschluss. Vermutlich sind einzelne Knochen in bestimmten Wachstumsphasen besonders empfindlich gegenüber dieser Wirkung, so dass sie in unterschiedlicher Weise betroffen sein können. Meist sind Femur und Tibia am stärksten verkürzt.
 

Klinische Erscheinungen:
Etwa im Alter von 3 - 4 Monaten fallen die Jungrinder auf, weil ihre Nachhand im Wachstum zurückbleibt, was dazu führt, dass ihre Rückenlinie nach hinten abfällt, während die Rückenlinie bei gesunden wachsenden Rindern nach hinten ansteigt. In ausgeprägter Weise betroffene Rinder zeigen unphysiologisch "schlenkernden" Gang, und ihr Galopp ist "hoppelnd".

   Jungrind mit Hyänenkrankheit.
 

Diagnostik:
In ausgeprägten Fällen und bei Erkrankung mehrerer Jungrinder in einem Betrieb ist die Diagnose klinisch hinreichend sicher zu stellen. Es gibt keine Objektivierung der Diagnose anhand anderer Untersuchungen.
 

Therapie:
Keine.
 

Prophylaxe:
Beachtung der vorgeschriebenen Dosierung von Vitamin A. Für ein derzeit (2016) auf dem Markt befindliches Vitamin-A-Konzentrat zur oralen Verabreichung (mit 40 mg Vitamin A/mL = 100.000 IE/mL) wird eine Dosierung von 2 - 5 mL pro Kalb angegeben
 

PubMed
 
 


Letzte Änderung: 05.10. 2016



home-page     Inhaltsverzeichnis
© Copyright 2016, Klinik für Wiederkäuer, Ludwig-Maximilians-Universität München