Laparoskopische Labmagenfixierung nach CHRISTIANSEN
M. Metzner

Das Wichtigste in Kürze
Bei dieser Methode handelt es sich um eine Modifikation der im Kapitel Laparoskopische Labmagenfixierung nach JANOWITZ beschriebenen Methode, die sich dadurch unterscheidet, dass das Tier nicht in Rückenlage verbracht wird, sondern der gesamte Eingriff am stehenden Tier erfolgt: Nach dem Einbringen eines Toggles in das Lumen des Labmagens wird die Bauchwand mittels Spieker nach CHRISTIANSEN ventral von intraabdominal nach außen durchstochen, ein Faden in den OP-Bereich gezogen, mit den Togglefäden verknüpft und damit die Togglefäden nach ventral am Unterbauch vorgezogen. Hier werden die Togglefäden mittels Mullbinde fixiert. 
Als Vorteil gegenüber der Methode nach JANOWITZ wird gesehen, dass Aufwand wesentlich geringer ist (kein Ablegen des Tieres), als Nachteil, dass ein Teil des Eingriffs ohne Sichtkontrolle erfolgt.

1. Pathogenese, Indikation und Diagnostik

wurden bereits bei der Methode nach JANOWITZ besprochen. Allerdings können mit der hier beschriebenen Methode auch hochtragende Tiere operiert werden, da sie nicht in Rückenlage gedreht werden müssen.

2. OP-Vorbereitung

Auf die Verabreichung eines Antiinfektivums kann verzichtet werden, wenn es nicht wegen einer Begleiterkrankung indiziert ist und der Verlauf des Eingriffs unter sterilen Bedingungen erfolgt. Die Verabreichung eines Schmerzmittels sollte in jedem Fall erfolgen. 
Schwanz fixieren, und übliche Vorbereitung des Operationsgebietes (fakultativ: Verwendung einer sterilen Abdeckfolie).

Spezielles Instrumentarium:

Neben dem für die Methode nach Janowitz beschriebenen Instrumentarium (jedoch ohne Fasszange) wird als Spezialinstrument der Spieker nach CHRISTIANSEN benötigt.
Von oben nach unten: Lanzette, Lanzettenverlängerung, Trokarhülse, Trokarhülsenverlängerung. Zusammengesetzt ist das Instrument ca. 90 cm lang. Das eine Ende der Hülse ist abgerundet (Endolive) und leicht gebogen, das andere besitzt einen Führungsgriff. Die Lanzette besitzt an ihrem spitzen Ende ein Nadelöhr.

Fingespitzenmethode nach Kreher Fingespitzenmethode nach Kreher

 

 

Fotos: M. Metzner

3. Anästhesie

Vor Beginn des Eingriffs wird  ein Analgetikum verabreicht (z.B.: Metamizol, 40 mg/kg). Für die Lokalanästhesie werden die Bereiche der Zugänge für das Instrumentarium  mit einem Lokalanästhetikum infiltriert (je nach Dicke der Bauchwand ca. 10 - 20 ml Procainhydrochlorid 2%ig pro Ort). Da der Eingriff am stehenden Tier erfolgt, wird häufig auf eine Sedation verzichtet, damit das Risiko, dass das Tier sich während der OP niederlegt, geringer ist.

4. OP-Durchführung

4.1 Beschreibung der OP-Durchführung

Der Zugang für das Endoskop am stehenden Tier erfolgt wie bei der Methode nach JANOWITZ beschrieben.

Zum Anlegen eines zweiten Zugangs wird unter laparoskopischer Kontrolle ein weitlumiger Trokar (12 mm) im vorletzten Zwischenrippenraum, ca. zwei bis drei Handbreit unterhalb der durch den Rand der Lendenwirbelquerfortsätze gekennzeichneten Linie eingestochen. Durch diesen Trokar kann mittels Togglesetztrokar ein Toggle an der höchsten Stelle der Labmagenkuppel eingebracht und das Gas aus dem Labmagen abgelassen werden. Dann wird die Trokarhülse des Togglesetztrokars herausgezogen, so dass die Fäden nun aus der Hülse des Zugangstrokars heraushängen und diese werden mittels Klemme fixiert.

Nun wird das Magnetventil vom Zugangstrokar abgeschraubt (dabei entweicht nur Gas, wenn im Abdomen Überdruck besteht), damit der Spieker mit dem abgerundeten Ende leichter in die Bauchhöhle eingeführt werden kann. Die Hülse des Spiekers wird zwischen dem abgesunkenen Labmagen / Pansen und der Bauchwand nach ventral vorgeschoben. Dabei wird die konvexe Seite der Biegung nach medial gedreht, damit die Olive sicher an der Bauchwand entlang geführt werden kann. Dieser Vorgang kann laparoskopisch nicht vollständig eingesehen werden. Lässt sich die Olive der Hülse an der richtigen Stelle (rechts der Medianen, ca. handbreit kranial, CAVE: Eutervenen!) tasten, wird die Hülse um 180° gedreht, damit im nächsten Schritt mit der mit ihrem spitzen Ende eingeführten Lanzette die Bauchwand von innen nach außen möglichst senkrecht durchstochen werden kann. Durch das Nadelöhr der Lanzette wird ein steriler Hilfsfaden gefädelt, die Lanzette wieder ein Stück in die Hülse zurückgezogen und dann das ganze Instrument aus dem Zugangstrokar herausgezogen. Das Ende des Fadens muss ventral noch erreichbar bleiben. Dies kann auf einfache Weise erreicht werden, wenn der Faden direkt aus einer Fadenspule heraus an die Lanzette eingefädelt und erst nach dem Herausziehen des Spiekers abgeschnitten wird.

Der von ventral kommende Hilfsfaden wird nun mit den Togglefäden verknotet, die Togglefäden mittels Hilfsfaden nach ventral und durch die Bauchwand nach außen gezogen. Anschließend werden die Togglefäden an einer Mullbinde fixiert.

Das in der Bauchhöhle verbliebene Gas sollte über eine unterhalb der Querfortsätze eingestochenen Kanüle (mittels Saugpumpe oder mittels Melkmaschinenvakuum) möglichst vollständig abgesaugt. Die Hautwunden werden wie üblich verschlossen.

4.2 Bilder zur OP-Durchführung

Die nachfolgenden Fotos wurden dankenswerterweise vom Erfinder der Methode, Dr. K. Christiansen, für dieses Skript zur Verfügung gestellt. Das Copyright verbleibt bei ihm.

Methode nach Christiansen

 

Einführen der Hülse des Spiekers über den zweiten Zugangstrokar.

 

Methode nach Christiansen

 

Ertasten des abgerundeten Endes der Hülse beim Führen nach ventral.

 

Methode nach Christiansen

 

Lenken der Spiekerhülse über den Griff.

 

Methode nach Christiansen

 

Die Lanzette wurde von innen nach außen durch die Bauchwand gestochen, ein Hilfsfaden wird in das Nadelöhr der Lanzette eingefädelt.

 

Methode nach Christiansen

 

Herausziehen des kompletten Instruments, bis der Hilfsfaden sichtbar ist.

 

Methode nach Christiansen

 

Verknoten der Togglefäden mit dem Hilfsfaden.

 

Methode nach Christiansen

 

Herausziehen des ventralen Endes des Hilfsfadens bis die Togglefäden aus der Bauchhöhle hervorkommen.

 

Methode nach Christiansen

 

Die Togglefäden werden mittels scharfer Nadel durch eine Mullbinde gefädelt.

 

Methode nach Christiansen

 

Verknoten der Togglefäden an der Mullbinde.

 

Fotos: K. Christiansen

5. Prognose

Die Prognose ist bei rechtzeitig erkannten und behandelten Labmagenverlagerungen gut. Sie kann jedoch durch Begleiterkrankungen (Endometritiden, Ketose) verschlechtert werden.

6. Nachsorge

Infusionstherapie nach Bedarf, Ziehen der Fäden an der linken Bauchwand nach 10 Tagen.  Entfernen der Mullbinde am Unterbauch (leichter Zug an der Mullbinde, dann Durchschneiden der Fäden dicht an der Bauchwand) nach ca. 4 - 6 Wochen.

7. Komplikationen

Verletzung innerer Organe, Wundinfektion, Nahtdehiszenz, Ausreißen des Toggles aus dem Labmagen und  Peritonitis, Abreißen der Fixierung (und erneute Labmagenverlagerung).