Vitamin E- und/oder Selenmangel, Myodystrophie
 
W. Klee  
 

Weiterführende Informationen
 
Selen spielt nicht eine Rolle als Bestandteil der GSH-Px, sondern ist auch Bestandteil einer Reihe weiterer Enzyme, unter anderem solcher, welche im Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone von Bedeutung sind.
Schwerer Mangel an Selen ist mit NMD und/oder Kümmern verbunden, marginaler Mangel mit erhöhter Inzidenz an Mastitis, Ovarialzysten, Retentio secundinarum und Durchfall.
Die Angaben über Selenwerte im Blut in der Literatur sind nicht immer leicht zu vergleichen, weil unterschiedliche Messmethoden und Dimensionen verwendet werden.
Im Serum oder Plasma soll die (z.B. mit Atomabsorptionsspektrometrie gemessene) Selen-Konzentration über 80 µg/L liegen, im Vollblut über 150 - 180 µg/L.

Empfehlungen zur Se-Versorgung: (0,1 -) 0,2 - 0,3 mg/kg TM
 0,1 - 1,0 mg/kg TM bedeutet sichere und adäquate Aufnahme.
Grundfutter enthält aber oft nur 10 % des Bedarfs. Daher sind extensiv gehaltene Rinder meist schlechter versorgt als intensiv gehaltene.

Intoxikationen treten bei Aufnahme des 10- bis 20fachen des Bedarfs auf. Der Se-Blutspiegel von Kühen ist in den letzten 10 Jahren deutlich angestiegen, so dass jetzt bereits vor einer Überversorgung gewarnt wird.
Die Empfehlungen für die Versorgung von Menschen lauten 1 µg/kg/d. Über 50 % der Se-Aufnahme des Menschen kommt aus tierischen Produkten.

Bisher sind keine homöostatischen Mechanismen auf der Ebene der intestinalen Resorption bekannt.

In der Milch sollte die Se-Konzentration zur optimalen Versorgung der Kälber bei 30 - 50 µg/L liegen. Dieser Wert wird erreicht, wenn die Kuh etwa 3 mg Se (als Na-Selenit oder Na-Selenat) aufnimmt. Allerdings wird die ausreichende Versorgung des neugeborenen Kalbes besser über die Versorgung der trockenstehenden Kuh erreicht.
Futtermittel dürfen in D einen maximalen Selengehalt von 0,5 mg/kg haben. Eine andere Möglichkeit zur Verbesserung der Se-Versorgung von Rindern könnte die Verwendung von Se-angereichertem Saatgut für die Nachsaat sein. Auch die Zugabe von Selenat zum Siliergut wird diskutiert.

Selen in Düngemitteln muss ab einem Gehalt von 5 ppm ausgewiesen werden. Eine gesetzlich festgelegte Obergrenze gibt es (bisher - 2004) nicht. Vorschlag zur Dosierung von Se (als Selenat) in Düngemittel: 10 ppm oder etwa 3 - 4 g/ha zweimal jährlich. SE wird von den Pflanzen aus Dünger innerhalb weniger Tage aufgenommen und in organische Verbindungen eingebaut. Bei Düngung muss nach einiger Zeit der Gehalt des Bodens an Se untersucht werden (Anreicherung?).

Die biologischen Funktionen von Se sind sehr vielfältig (Antioxidans, Schilddrüsenhormon-Stoffwechsel, Immunabwehr, Fertilität, Eutergesundheit, u.a.).

Alle Selenoproteine (meist Enzyme) enthalten Selenocystein (die 21. proteinogene Aminosäure), im Austausch zu Cystein, was meinst zu einem Aktivitätsverlust führt.

Se wird auch in Form von Se-Methionin unspezifisch in Proteine eingebaut. Der Se-Pool kann daher in einen metabolisch aktiven Teil (funktionelle Se-Proteine, z. B. GSH-Px) und in einen metabolisch inaktiven Teil gegliedert werden.

Die cytosolische Form der GSH-Px reagiert als erstes mit Aktivitätsabnahme auf Unterversorgung mit Se und erreicht nach Supplementierung als letztes wieder ihr Aktivitätsplateau.


 
Literaturhinweise
 
 

Literaturhinweise:
Villar, D, JR Arthur, JM Gonzales, FJ Pallares, TL Carson. Selenium status in cattle: Interpretation of laboratory results. Bovine Practotioner 36 (2002) 73-80

PubMed
 
 

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Letzte Änderung: 06.05.2004


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