Akute Bleivergiftung
(Saturnismus)
 
W. Klee

 

Weiterführende Informationen

Zur Diagnostik:

Pb-Konzentration im Kot über 35 mg/kg, im Blut über 350 µg/l, in den Nieren über 25 mg/kg Frischgewicht, in der Leber über 10 mg/kg Frischgewicht. Nicht bei allen an Pb-Vergiftung gestorbenen Rindern ist die Pb-Konzentration in den Organen in einem pathognostischen Bereich (Sydler et al., 2001). Bestimmung der d-ALA-Konzentration im Harn (keine eigene Erfahrung). Bestimmung der d-ALAD-Aktivität in den Erythrozyten. Da es sich hierbei um keine Routinebestimmung handelt, ist es ratsam, von vornherein ein Labor ausfindig zu machen, das sie durchführt. Blut in Heparinröhrchen auffangen und auf Eis legen, besser in flüssigen Stickstoff (Samentank). Bestimmung der Pb-Konzentration vor und nach Behandlung mit Ca-EDTA sowie Reaktion auf diese Behandlung. Bei verendeten Tieren kann die Pb-Konzentration in Leber und Nieren festgestellt werden. In den Tubuluszellen der Nieren finden sich intranukleäre, säurefeste Einschlüsse.
Von den "Bleikassen" werden Pb-Werte in der Leber ab 2,0 mg/kg als bleivergiftungsbedingte Schadensfälle anerkannt.

Ein ungelöstes Problem ist die Frage, wann ein überlebendes Rind geschlachtet werden kann. In Australien gilt ein "Wartezeit" von 14 Monaten. Die wiederholte Entnahme und Untersuchung von Schwanzwirbeln wurde in Einzelfällen schon praktiziert, erscheint aber nicht akzeptabel. 

Die Halbwertszeit von Blei im Blut vergifteter Rinder ist sehr variabel. Angaben reichen von 48 bis über 2000 Tagen (Rumbeiha et al., 2001). Bei etwa einem Drittel der ausgewerteten Fälle lag sie zwischen 6 und 14 Wochen.

Lebensmittelrechtliche Beurteilung: Nach der Verordnung EG 2001/466 der Kommission vom 8. März 2001 zur Festsetzung der Höchstwerte für bestimmte Kontaminaten in Lebensmitteln darf der Bleigehalt in Milch maximal 0,02 mg/kg Frischgewicht und in Fleisch maximal  0,1 mg/kg Frischgewicht betragen.

Ein sehr umfangreiches (ca. 580 Seiten!) toxikologisches Profil für Blei ist unter folgender Adresse einzusehen: http://www.atsdr.cdc.gov/toxprofiles/tp13.pdf

Zur Therapie:

Ca-EDTA oder CaNa2-EDTA (Dosierungsangaben 60 bis 110 mg/kg in 7,5 %iger Lösung langsam i.v.)  Die Behandlung muss über mehrere Tage durchgeführt werden, weil Ca-EDTA Pb nur aus Knochen ausschwemmt, und das Blei aus Leber und Nieren erst nach und nach abgegeben wird. Eine solche Behandlungsperiode kann daher nach einer Pause von einigen Tagen wiederholt werden. Nebenwirkungen: Blutdruckabfall, Fieber, Anämie, Thrombophlebitis, akutes Nierenversagen.

Mineralstoffe und Spurenelemente supplementieren. Thiamin (Dosierungsangabe 20 - 25 mg/kg zweimal täglich) soll die Aufnahme von Blei in Weichteilen (Leber, Nieren, Gehirn) vermindern und die Symptome lindern. Unterstützende Behandlung: Flüssigkeitszufuhr. Bei akutem Anfall (Hirnödem) Mannit 1-2 g/kg in 20 %iger Lösung langsam i.v. (Problem: keine zugelassenen Präparate verfügbar).

Im Experiment hat sich meso-2,3-Dimercaptosuccinylsäure (25 mg/kg iv) als wirksamer als CaNa2EDTA zur Senkung der Bleikonzentration in Weichteilen erwiesen. (Meldrum u. Ko, 2003)

 

Literaturhinweise

 

 
 

Literaturhinweise:

PubMed
 
 

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Letzte Änderung: 21. 4. 2010



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