Sporadische Hirn- und Rückenmarksentzündung
Buss-Disease
 
W. Klee  
 
 
Das Wichtigste in Kürze

Infektion mit Keimen der Gattung Chlamydophila. Keime sind weit verbreitet, Nachweis z.T. auch bei klinisch unauffälligen Tieren, vereinzelt Auftreten von Bestandsenzootien. Symptomatik: Bei Kühen Appetit reduziert, Leistungsrückgang, Reproduktionsleistung reduziert, Abmagerung, Augen- und Nasenausfluss, Speicheln, Ataxie, Festliegen, Aborte und Totgeburten, Endo- und Perikarditis, Enzephalomyelitis. Bei Kälbern Pneumonie, Enteritis, Polyarthritis und Peritonitis. Verlauf uneinheitlich, meist Überleben, lange Rekonvaleszenz. Positiver Erregernachweis nicht beweisend für die ursächliche Beteiligung. Therapieversuch: Antibiose.


 


 
Ätiologie Diagnostik
Epidemiologie Behandlung
Klinische Erscheinungen Vorbeuge
Verlauf Beurteilung

 

Ätiologie:
Infektion mit Keimen der Gattung Chlamydophila (Chl. psittaci, Chl. pecorum).
Frühere Namen sind Chlamydien, Miyagawanellen, "große Viren".
 

Epidemiologie:
Die Krankheit wurde 1940 erstmals im Mittleren Westen der USA beschrieben.
Die Keime sind auch unter der hiesigen Rinderpopulation relativ weit verbreitet und können auch bei klinisch unauffälligen Tieren (vor allem aus dem Kot und aus dem weiblichen Genitale) nachgewiesen werden.
Die der Infektion mit Chlamydophila spp. zugeschriebenen Erkrankungen von Rindern treten vereinzelt als Bestandsenzootien auf, in deren Verlauf ein Großteil des Bestandes betroffen sein kann. Außer Rindern sind u.a. auch Schafe und der Mensch für Chlamydophila-Infektionen empfänglich. Bei letzterem verursacht Chl. psittaci die sogenannte Ornithose, eine mit den Erscheinungen einer schweren Grippe (Fieber, Kopfweh, Gliederschmerzen) einhergehende Erkrankung, Chl. pneumoniae Lungenentzündung und Chl. trachomatis das Trachom, eine vor allem in Afrika auftretende Keratokonjunktivits, die oft zur Erblindung führt.
 

Klinische Erscheinungen:
Bei Kühen werden beschrieben: Rückgang des Appetits und der Milchleistung, verminderte Fruchtbarkeit, "Depression", seröser Augen- und/oder schleimig-eitriger Nasenfluss, Speicheln, Abmagerung, Ataxie, Festliegen, Aborte (7.-8.M.), Totgeburten mit unmittelbar anschließender Ausstoßung der Nachgeburt, Endo- und Perikarditis, Enzephalomyelitis.
Bei Kälbern soll es zu "Pneumoenteritis", Polyarthritis und Peritonitis kommen. Bei der Sektion totgeborener Kälber werden Lebernekosen gefunden.
 

Verlauf:
Die Angaben hinsichtlich des Verlaufs sind uneinheitlich. Todesfälle sollen vorkommen. Die meisten betroffenen Rinder überleben, zeigen aber sehr lange Rekonvaleszenz mit verringerter Milchleistung.
 

Diagnostik:
Angesichts des Vorkommens der Keime auch bei unauffälligen Rindern ist der direkte oder indirekte Nachweis von Chlamydophila spp. aus Sekreten oder Exkreten kein Beweis für ihre ursächliche Beteiligung, schon eher dagegen der Nachweis aus Liquor oder veränderten Organen. Der Nachweis wird nicht in allen diagnostischen Labors mit einheitlicher Methodik durchgeführt. Daher sind diskrepante Ergebnisse möglich.
 

Behandlung:
Chlamydophila spp. sind in vitro gegenüber Tetrazyklinen und verschiedenen weiteren Antiinfektiva (u.a. Tylosin, Tilmicosin und Chinolonen) empfindlich. Die Behandlungserfolge sollen jedoch nicht immer überzeugen.
 

Vorbeuge:
In D ist zur Zeit (10/2001) kein Impfstoff zugelassen.
Verschiedene Autoren führen aus, dass das Überstehen der Infektion zu lang anhaltender Immunität führt, während aus der Praxis von geradezu therapeutischen Effekten wiederholter Impfungen im Abstand von 4-6 Monaten berichtet wird.
 

Beurteilung:
Es ist auf der Basis der verfügbaren Informationen schwierig zu entscheiden, ob Chl. spp. als primär pathogene Keime einzuordnen sind, welche für alle der beschriebenen vielfältigen Krankheitserscheinungen "verantwortlich" sind.
 

PubMed
 

Letzte Änderung: 03.11.2003


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