Setzen eines Schraubtrokars
M. Metzner, A. Lorch

Das Wichtigste in Kürze
Das Setzen eines Schraubtrokars nach BUFF wird in Fällen rezidivierender oder persistierender Pansentympanie durchgeführt, damit das im Pansen entstehende Gas entweichen kann. Nach dem Eingriff, bei dem ein spezieller Trokar durch die Bauchwand in der linken Hungergrube in den Pansen eingeschraubt wird, kann Gas aus dem Pansen über die Öffnung des Trokars entweichen.

1. Pathogenese und Indikation

Beim gesunden wiederkauenden Rind wird das im Pansen ständig entstehende Gas über den Ruktus eliminiert. Dieser Vorgang kann aus verschiedenen Gründen gestört sein (s. Rinderskript). In Fällen von rezidivierender Tympanie mit dorsaler Gasblase und bei Schlundspasmus (Tetanus) kann das Setzen eines Trokars indiziert sein, wenn hierdurch das wiederholte Ablassen des Gases über eine in den Pansen eingeführte weiche Schlauchsonde vermieden werden soll.
Die hier beschriebene Methode sollte nur bei Kälbern und Jungrindern bis zu einer Körperlebendmasse von ca. 250 kg angewendet werden. Bei größeren Tieren ist das Anlegen einer Pansenfistel sinnvoller, weil der korrekte Sitz des Schraubtrokars nicht gesichert werden kann, wenn die Bauchwand zu dick ist.

2. Diagnostik

Der Ausschluss einer Obstruktion des Schlundes oder einer Pansentympanie mit schaumiger Durchmischung des Inhaltes erfolgt durch das Einführen einer Sonde in den Pansen.

Damit die über den Maulspalt eingeführte weiche Gummisonde nicht abgebissen werden kann, wird die Sonde durch das Loch eines Beißholzes eingeführt. Nach dem Ablassen des Gases sind die Hungergruben beidseits deutlich eingesunken.

Pansen: Gas ablassen Pansen: Gas ablassen Pansen: Gas ablassen

Fotos: M. Metzner

3. OP-Vorbereitung

Verabreichung eines Antiinfektivums und eines Schmerzmittels. Bei Anzeichen von Dehydratation sollte über einen Venenverweilkatheter isotone Kochsalzlösung verabreicht werden.
Schwanz fixieren, sorgsame Schur des Operationsfeldes, Waschen mit Seife, Wasser und weicher Bürste (keine Wurzelbürste), Desinfektion.

4. Anästhesie

Der Zugang erfolgt ca. zwei bis drei fingerbreit ventral der Querfortsätze und zweifingerbreit kaudal der letzten Rippe. Hier wird der Bereich, an dem der Eingriff erfolgen soll, mit ca. 20 - 30 ml eines 2 %igen Lokalanästhetikums infiltriert.

5. OP-Durchführung

5.1 Beschreibung der OP-Durchführung

Ein ca. 2,5 cm langer Hautschnitt mittels Skalpell erfolgt in der linken Hungergrube ca. 2 - 3 Finger unterhalb der Querfortsätze und ca. 2 - 3 cm kaudal des Rippenbogens. Dann wird über eine in den Pansen eingeführte Schlauchsonde der Pansen prall aufgeblasen, damit die Pansenwand der Bauchwand dicht anliegt. Nun wird das in den Trokar eingesetzte Stilett ruckartig über den Hautschnitt Richtung rechter Ellbogenhöcker in das Lumen des Pansens eingestochen und sofort der Trokar vollständig in die Wunde eingeschraubt. Nach dem Entfernen des Stiletts sollte bei korrektem Sitz sofort Gas über die Trokaröffnung aus dem Pansen entweichen. Für einen engeren Sitz des Trokars kann eine Binde zwischen dem plattenartigen Teil des Trokars und der Bauchwand um den Trokar gewickelt werden. 

5.2 Bilder zur OP-Durchführung

Bufftrokar

 

 

Schraubtrokar nach BUFF mit eingesetztem Stilett.

Bufftrokar

 

 

Lokalisation des Ortes für das Setzen des Trokars, jeweils 2 fingerbreit unterhalb der Querfortsätze und kaudal des Rippenbogens in der linken Hungergrube.

Bufftrokar

 

 

Nach Schnittlinieninfiltration mit einem Lokalanästhetikum: Inzision der Haut mittels Skalpell, Schnittlänge ca. 2,5 cm.

Bufftrokar

 

 

Vor dem Setzen des Trokars wird der Pansen über eine Schlauchsonde prall aufgeblasen, damit sich die Pansenwand eng an die Bauchwand anlegt.

Bufftrokar Bufftrokar Bufftrokar

 

 

Einstechen des Stiletts mit Schraubtrokar, sofortiges Einschrauben aller Windungen des Trokars bis das Gewinde vollständig in den Pansen vorgedrungen ist und Entfernen des Stiletts.

Bufftrokar Bufftrokar

 

 

Für einen engeren Sitz sollte der Trokar zwischen Trokarplatte und Bauchwand mit einer Mullbinde umwickelt werden..

Fotos: G. Rademacher

6. Nachsorge

Bei dehydrierten Tieren: Wasser mittels Sonde über die Fistelöffnung in den Pansen eingeben. Bei sehr hartem Panseninhalt kann der harte Klumpen durch Massage des Abdomens gelockert werden.

Verabreichung eines Antiinfektivums für 4 Tage fortsetzen, Fortführung der Antiphlogese nach Bedarf.

Die Trokaröffnung kann nach ca. 3 Wochen provisorisch verschlossen werden, um zu überprüfen, ob es erneut zu einer Pansentympanie kommt. Ist dies nicht der Fall kann er wieder herausgeschraubt werden.

7. Komplikationen

Wundinfektionen größeren Ausmaßes und generalisierte Peritonitis sind selten.

Die nach dem Herausschrauben verbleibende Fistel verschließt sich in der Regel von allein, ggf. kann ein chirurgischer Verschluss der Fistel in Erwägung gezogen werden.