7.8 Glutardialdehyd-Test
Prinzip des Tests: Glutardialdehyd (Pentan, 1,5,dialdehyd) ist eine Substanz, die u.a. in der Elektronenmikroskopie als Fixierungsmittel verwendet wird. Sie verbindet sich mit Aminosäuren, vor allem mit basischen und aromatischen. Solche sind in den Proteinfraktionen des Plasmas besonders in Fibrinogen und den Gammaglobulinen enthalten. Eine Vernetzung mit diesen Eiweißen macht sich makroskopisch als Gelbildung bemerkbar und hat nichts mit der Blutgerinnung zu tun. Nach dem Massenwirkungsgesetz läuft eine Reaktion um so rascher ab, je mehr von den Reaktionspartnern vorhanden ist. Wenn die Masse des einen Reaktionspartners (Testlösung) konstant gehalten wir, lässt sich aus der Reaktionsgeschwindigkeit auf die Masse des anderen Partners (hier: Fibrinogen und/oder Gammaglobuline) schließen. Der Test ist also eine Art „Westentaschen-Elektrophorese“. Eine so gegebenenfalls nachgewiesene Erhöhung der Konzentration von Fibrinogen und/oder Gammaglobulinen weist auf akute bzw. chronische Entzündungsvorgänge hin. Der Test ist recht empfindlich (= reagiert beim Vorliegen derartiger Prozesse fast stets positiv), aber nicht spezifisch (was darin zum Ausdruck kommt, dass er nicht anzeigt, welches Organsystem betroffen ist). Eine für die praktische Diagnostik bedeutsame Konsequenz aus der hohen Empfindlichkeit ist, dass schwerwiegende entzündliche Prozesse (beispielsweise chronische oder Perikarditis) weitgehend ausgeschlossen werden können, wenn der Test negativ verläuft (also keine Gelbildung innerhalb von 15 Minuten eintritt; siehe unten).
Rezeptur der Testlösung: Glutardialdehyd kann im Handel als 25%ige Lösung bezogen werden (z.B. SIGMA-ALDRICH G 6257). 50 ml der 25%igen Lösung, 1 g K-EDTA (zur Verhinderung der Blutgerinnung), 950 ml NaCl 0,9%ig. In einem dunklen Glas verschlossen aufbewahren.
Der Test wird auch kommerziell angeboten [GLUTARSEL(R)-Test SELECTAVET].
Durchführung des Tests: Gleiche Volumina Blut und Testflüssigkeit (praktischerweise etwa je 2 oder 4 ml) werden in einem Röhrchen oder einer Spritze durch Schwenken gründlich gemischt. Danach wird jede Minute durch vorsichtiges Kippen geprüft, ob erkennbare Gelbildung eingesetzt hat. Der Beginn einer solchen Gelbildung ist der Endpunkt des Tests.
Der Test ist so eingestellt, dass bei normalem Fibrinogen- und Gammaglobulingehalt Gelbildung nicht vor Ablauf von 15 Minuten einsetzt.
Interpretation:
> 15 Minuten: -
6 - 15 Minuten +
3- 5 Minuten ++
< 3 Minuten +++